Mama, wo ist dein Pink geblieben?

Wenn Erschöpfung zu viel wird

Episode Summary

Folge 2 – „Wenn Erschöpfung zu viel wird – im Gespräch mit Hebamme Eve“ Meine Hebamme Eve, die mich vor und nach der Geburt beider Söhne und während meiner schwersten Zeit begleitet hat, unterstützt seit 25 Jahren Familien im Wochenbett und darüber hinaus. Gemeinsam sprechen wir über Mental Load, postpartale Depressionen und warum sie oft erst Monate nach der Geburt sichtbar werden. Eve teilt ihre Erfahrungen aus der Praxis, gibt konkrete Hinweise, woran Mamas und Papas Überlastung erkennen können, und warum es so wichtig ist, rechtzeitig Hilfe anzunehmen. Eine ehrliche, emotionale und stärkende Folge – mit klarer Botschaft: Du bist nicht allein.

Episode Notes

Folge 2 – „Wenn Erschöpfung zu viel wird – im Gespräch mit Hebamme Eve“

Meine Hebamme Eve, die mich vor und nach der Geburt beider Söhne und während meiner schwersten Zeit begleitet hat, unterstützt seit 25 Jahren Familien im Wochenbett und darüber hinaus. Gemeinsam sprechen wir über Mental Load, postpartale Depressionen und warum sie oft erst Monate nach der Geburt sichtbar werden. Eve teilt ihre Erfahrungen aus der Praxis, gibt konkrete Hinweise, woran Mamas und Papas Überlastung erkennen können, und warum es so wichtig ist, rechtzeitig Hilfe anzunehmen. Eine ehrliche, emotionale und stärkende Folge – mit klarer Botschaft: Du bist nicht allein.

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Episode Transcription

Flamingo-Mamas verlieren ihr Pink, weil sie alle ihre Energie in ihre Küken stecken. Kommt dir das bekannt vor, wenn du dich irgendwo zwischen Trotzphase, Daueransprache und Ich-wollte-doch-nur-kurz verdorren hast? Dieser Podcast ist für dich.

Hol dir dein Pink zurück, Schritt für Schritt, mit Herz, Humor und einer Portion Klarheit. 

(Jennifer)

Hi meine Lieben, herzlich willkommen zurück zu meinem Hey Mama, wo ist dein Pink geblieben Podcast? Heute habe ich eine ganz besondere Frau neben mir sitzen und ich bin so glücklich, dass sie zugesagt hat, bei meinem Podcast dabei zu sein.

Meine Hebamme Eve, sie hat mich betreut bei meinem ersten Sohn und auch bei meinem zweiten Sohn. Sie hat mich eigentlich nicht nur betreut, sondern sie hat mir auch immer das Gefühl gegeben, dass ich alles schaffen kann, auch wenn ich kurz davor war, im Schlafmangel zu ertrinken. Herzlich willkommen Eve, schön bist du da.

(Eve Breitrück)

Danke Jenny, dass ich dabei sein darf. 

(Jennifer)

Heute sprechen wir über etwas, das uns Mamas sehr oft begleitet und vielleicht auch ein Leben lang begleitet, bis die Kids mal endlich raus sind und zwar der Mental Load und auch die Tatsache, dass postnatale Depression, ich sage extra postnatal, weil ich kannte den Begriff noch darunter, ich werde gleich darauf zurückkommen, dass es eigentlich postpartal heißt, dass die Tatsache, dass postpartale Depression nicht nur frischgebackene Mütter betreffen können. Eve, zum Einstieg, du bist Hebamme, ich stelle mir das vor als einer der schönsten Jobs der Welt. Was macht dir einfach jeden Tag aufs Neue Freude?

(Eve Breitrück)

Der Beruf Hebamme, den habe ich mit 19 kennengelernt, als meine Cousine ihr zweites Kind bekommen hat und ich durfte bei diesem Erlebnis dabei sein, es war sehr einschneidend, da kann ich mich heute noch ganz genau erinnern und da wusste ich, dass ich Hebamme werden möchte. Auch heute nach 25 Jahren ist es immer noch so, dass ich happy bin, diesen Beruf erlernt zu haben. Es macht mir mega Freude, die Mutter, aber auch den Vater zu sehen, wie sie in ihrer Aufgabe heranwachsen.

Das ist ja nicht so, dass man vom Himmel gefallen ist, man kann es perfekt, sondern man lernt mit seinen Aufgaben und in diesen sechs Wochen, acht Wochen, wo ich die Frauen betreue im Wochenbett, sehe ich in den meisten Fällen, wie sie wachsen, wie sie sich vertrauen, dem Mutterinstinkt, dem Vaterinstinkt zu vertrauen und ihr Kind immer mehr annehmen, lieben, auch natürlich die Geburt verarbeiten. Das ist sehr einschneidend und es macht mir jeden Tag aufs Neue Freude und auch in diesen Jahren, wo ich Hebamme sein darf, lerne ich jeden Tag aufs Neue dazu.

(Jennifer)

Ich finde es immer spannend, dass du es immer genau sagst. Ich bin ja nur die Wochenbettbetreuung, es ist ja nicht nur, sie ist ja begrenzt auf sechs bis acht Wochen, hast du ja gerade gesagt und das ist schon genau der Punkt, wo ich ansetze, ich habe dich ja viel, viel später gebraucht, mental gebraucht, davor habe ich dich natürlich gebraucht, um die Checks zu machen, mit dir zu reden, aber du warst länger für mich da und darauf komme ich auch gleich nochmal zurück.

Was mir besonders gefallen hat, war bei uns immer auch die Gespräche abseits deines Hebammenalltags. Vielleicht hat es sich das für mich nur empfunden wie abseits des Hebammenalltags und für dich ist es wie, das sind die Gespräche, die wirklich aufkommen, wenn Mamas Mamas werden.

(Eve Breitrück)

Ja genau, das ist auch so, wir schauen nach der Mutter, nach dem Baby, nach dem Vater natürlich, auch nach dem vielleicht schon Erstgeborenen und schauen, wo brauchen sie uns als Hebamme, aber natürlich sind auch die Sachen, die dann mit der Zeit aufkommen. Es ist nicht nur das Neugeborene, was wichtig ist, um zu gucken, geht es dem Kind gut, stillt es gut, nimmt es gut zu, sondern auch eben der Erstgeborene, der wieder seinen neuen Stand in der Familie finden muss und das ist am Anfang halt sehr turbulent und mit den Tagen und Wochen findet er seinen Platz dann wieder und erkennt, Mama und Papa, die lieben mich genauso wie vorher, auch wenn jetzt noch so ein kleines Wesen da ist, was sehr viel Aufmerksamkeit braucht und das ist mir auch wichtig, dass ich schaue, was braucht die Mutter, also die Eltern in dem Moment und das ist auch für mich halt cool, weil ich weiß nicht, was auf mich zukommt, wenn ich zum Wochenbett gehe und es sind dann so spontane Sachen, die dann entstehen.

(Jennifer)

Ja, da musst du ja unglaublich viele haben, also ich meine, du hast dieses kleine neue Wesen, wo man eine ganz eigene Persönlichkeit hat, die manchen Schläfer, die manchen sind keine Schläfer, dann hast du die Mama, den Papa, dann noch Kinder, also wie tastest du dich denn da ran, wenn du reinkommst in so eine neue?

(Eve Breitrück)

Also klar gucke ich immer, wo komme ich denn rein, ist es gerade das Baby am Schlafen und oder ist gerade der große Bruder, wie bei dir, am Spielen und dann muss natürlich, will ich nicht als fremde Person dann da ankommen, sondern natürlich erstmal ein Gespür für den Großen bekommen, weil er braucht seine Aufmerksamkeit natürlich auch und so taste ich mir halt immer weiter ran und es geht in den meisten Fällen doch sehr gut.Ich spüre es, ich weiß es nicht.

(Jennifer)

Marlo fand es super, bis du wieder zu Besuch kommen, wie er es genannt hat. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als du für mich mehr warst als Hebamme. Für mich war es nach der Geburt von Lou, von meinem zweiten Sohn, nicht direkt danach, weil ich glaube die Wochenbettbetreuung haben wir sogar früher abgeschlossen als die regulären Besuche, weil ja das Setting war wie klar, zweites läuft irgendwie ein bisschen mit und ihm ging es gut, aber nach acht oder neun Monaten war es bei mir einfach so, Schlafmangel war da, ja alles, Marlo war da, ich war da, alle Themen, eigentlich war man wieder im Familienkonstrukt wieder vor, aber halt zu viert, aber mein Energielevel war nicht da und ich hatte viel, viele Weinfasern, ich habe nicht gewusst, was ist denn eigentlich gerade los mit mir, ich bin schneller wütend als sonst und ich habe dir eine SMS geschrieben, weil es mir wirklich nicht gut ging. Ich weiß noch, ich bin neben meinem Ehebett gesessen auf dem Boden und habe geheult und du hast zurückgeschrieben, hey ich rufe dich dann und dann an und das Universum hat gewusst, warum du mir geschickt wirst, weil ich habe dich in dem Moment richtig gebraucht, weil du hast mir einen wichtigen Satz mitgegeben und es war einfach, hey Jenny, die postpartale Depression, die kann einfach auch Monate nach der Geburt auftreten und es war wie, in dem Moment ist alles aus mir runtergebrochen, weil ich habe gewusst, ja es ist gerade ein Zustand, ich fühle mich einfach richtig depressiv, habe es mir nicht zugestanden, nicht sehen wollen, aber auch so, hey wie komme ich denn jetzt raus, aber dass es einfach jemand mir zugestanden hat, dass das auch Monate nach der Geburt aufkommen kann und ich von Anfang an dabei sein muss, das war für mich ein Game Changer.

(Eve Breitrück)

Ja, weil Depressionen, also manche fangen ja schon bei der Schwangerschaft an und manche auch in den ersten Wochen nach der Geburt, da heißt es ja Wochenbett-Depression, die Baby-Plus-Tage gibt es ja auch, das ist hormonell bedingt, das sind Stimmungsschwankungen, Schlafdefizit, muss ich erstmal neu finden, das trifft schon auch einige Frauen, prozentual 10 bis 15 Prozent, aber die verschwinden dann wieder. Das heißt also, wenn sie ein gutes Setting haben, also es heißt also so gute Unterstützung vom Partner, von der Familie, auch zu schauen, dass man nicht alles perfekt haben muss zu Hause, das ist natürlich unser Wunschdenken, dass es weiter so läuft wie vorher.

(Jennifer)

Manchmal auch das Wunschdenken des Partners.

(Eve Breitrück)

Ja, natürlich. Genau, also man hat dann auch einen sehr hohen Anspruch an den Partner, an sich selbst, an das Zuhause, das stimmt. Und es geht eine Zeit lang sehr, sehr gut, aber es kann eben nach Wochen und Monaten, kann das dann wie zusammenbrechen, wenn dieser Schlafdefizit, dieses stetig 24 Stunden rund um die Uhr für die Kinder, auch für sich und für den Partner da zu sein, das ist schon sehr, sehr streng.

Und da ist es wichtig, dass man auf sich aufpasst. Das heißt also, dass man wie schaut, wo kann ich etwas für mich persönlich als Frau tun, nicht nur als Mutter, sondern als Frau. Und das, was du jetzt erlebt hast, das ist tatsächlich so, dass die Symptome, die ballen sich dann und dann bricht es wie heraus.

Und der Auslöser, also man weiß es ja auch nicht wirklich, wo es herkommt, aber man weiß, dass es hormonell bedingter Schlafmangel ist. Und es ist wichtig, dass es eine Erkrankung ist, die man behandeln kann. Also gibt es viele Möglichkeiten.

(Jennifer)

Bevor wir jetzt gerade nochmal auf die Möglichkeiten, was Mamas tun können, vielleicht nochmal auf den Punkt zurück, warum wird so eine späte postpartale Depression übersehen? Weil eigentlich fühlen wir Mamas ja in dem Moment eigentlich, ich kann nicht mehr. Ich gehe unter, ich bin gestresst, ich bin schlecht drauf.

Der Partner sagt das wahrscheinlich auch, die Kinder sagen auch so, hey Mama, spiel doch mal mit dir, du koppelst dich ja auch in dem Moment ein bisschen mehr immer ab. Ich will nicht nochmal spielen, ich will nicht nochmal ein Buch gucken, weil es einfach zu viel ist. Also geht nichts mehr rein oben.

Warum wird es übersehen?

(Eve Breitrück)

Ja, also ich glaube, es wird nicht unbedingt übersehen, aber wir Hebammen versuchen schon im Wochenbett das Thema anzusprechen, dass es auch nach Wochen und Monaten auftreten kann. Aber in dem Moment ist man so im Sein, dass man das vielleicht auch wie nicht gehört hat. Und wenn das dann passiert, dann merkt man, oh jetzt stimmt irgendwas nicht, was ist das dann?

Und man traut sich auch heute nicht, also früher war das ja sowieso ein No-Go, aber heute traut man sich manchmal doch nicht, sich das einzugestehen und sagt, Achtung, ich brauche jetzt wirklich hier Hilfe.

(Jennifer)

Ja, der Satz ist auch hart. Sich allein den schon, sich selbst zu sagen, ich brauche jetzt Hilfe, ist ja glaube ich, finde ich auch in der heutigen Gesellschaft mit so viel Verurteilung belastet. Ob es vielleicht, je nachdem welchen Wertesystem man lebt, ob zu Hause der Partner, wenn er den Satz hört, schon denkt so, was schaffst du nicht?

Du hast ja nur die zwei Kinder, ich gearbeite und da sind wir schon wieder mit irgendwelchen Stereotypen belastet. Aber auch die Gesellschaft an sich, wenn jemand sagt, ich brauche Hilfe, heißt es sofort, oh, den schieben wir mal aufs Abstellgleis. Also zumindest geht es mir so, habe ich das Gefühl, dass man da wie so verurteilt wird und nicht für voll genommen wird.

(Eve Breitrück)

Es ist schon besser. Also es ist so, dass die Frauen besser, also auch die Männer, also man weiß ja jetzt auch seit neuestem, dass es auch die Männer treffen kann. Die Männer sagen zwar häufig, ja das habe ich nicht und verdrängen das natürlich noch mehr als die Frauen, aber man will ja die perfekte Mutter sein, die perfekte Hausfrau, Mutter, natürlich hat man ja meistens schon angefangen zu arbeiten und das alles unter einen Hut zu bekommen, das ist eine extreme Herausforderung.

Und dann sich einzugestehen, ich kann nicht mehr, das will keine Mutter, also keine Frau. Aber es ist wichtig, dann was zu tun, schnell was zu tun, weil das wird nicht besser. Man kann einiges machen.

(Jennifer)

Ich habe auch gerade eine neueste Studie gelesen von vor zwei Jahren und die hat besonders hervorgerufen die soziale Unterstützung. Und was ich ganz spannend fand, ist, dass sie zum Beispiel auch vorgeschlagen haben, das ganze Hebammensystem sollte eigentlich wesentlich verlängert werden. Also die Check-ins von Hebammen.

Was sagst du dazu? Also wäre das sinnvoll? Gibt es noch andere Touchpoints, die im sozialen Umfeld mehr verankert sein sollten, um eben diese ersten Jahre zu begleiten innerhalb von der Familie?

(Eve Breitrück)

Finde ich sehr sinnvoll. Und jetzt seit 2017 ist es ja sogar so, dass wir Hebammen nicht nur die ersten zehn Tage die Frauen betreuen, sondern auch die ersten 56 Lebenstage. Das heißt also, man kann viel mehr Themen im Wochenbett besprechen, auch thematisieren, das versuche ich auch mit den Frauen zu machen, dass es eben auch später kommen kann, dass man sich ausgelaugt, ausgepowert fühlt.

Und das machen viele Hebammen, das weiß ich auch, dass die dann auch anbieten, wenn sie irgendwas haben, dass die Frauen auch danach immer noch, dass ich Ansprechpartner für die Frauen bin.

(Jennifer)

Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich weiß nicht, wie viele SMS ich dir geschrieben habe, wenn mal irgendwie so, oh Marlo hat sich den Kopf gestoßen, kannst du mal ganz kurz mir anrufen? Oder auch, das kann ich machen.

Also es geht ja, man sorgt ja nicht nur für das Kind, sondern auch irgendwie für sich. Und ich habe das Gefühl gehabt, zu meiner Hebamme, die hat mich in so einem empfindensamen Moment meines Lebens begleitet, zu der gehe ich auch sofort, wenn es Monate später, weil du einfach mir schon so nah warst, da habe ich gar keine Hürde mehr, als vielleicht, ich muss zu jemandem Neuen gehen und die Situation neu begleiten. Inwieweit wäre denn eigentlich sinnvoll, dass Hebammen auch so therapeutische Begleitung über die nächsten Jahre leisten können?

(Eve Breitrück)

Ja, wir bilden uns ja weiter. Also wir haben Weiterbildungen, wo wir uns über Depressionen, also Wochenbett und postpartale Depressionen weiterbilden, dass wir es einfach auch rechtzeitig erkennen. Und wenn wir es erkennen, dass wir, also auch im Wochenbett sagen, wie wichtig ist eben die soziale, also dass die Familie hilft, dass man, wenn man merkt, dass es gut wäre nicht, dass eine Spitex dazukommt.

Also es gibt schon Unterstützung. Und aber auch die, was es in der Schweiz gibt, ja die Mütter- und Väterberatung, da dürfen ja die Frauen auch zu den Mütter- und Väterberatungen gehen, jede Woche sind die teilweise da. Und da werden die Themen auch besprochen, wenn da eben durch Schlafmangel, man merkt, man wird immer aggressiver und mag nicht.

(Jennifer)

Ja, wenn wir jetzt genau an den Punkten sagen, mit aggressiv ist ja nur ein Symptom. Fangen wir vielleicht an mit, wo hört denn der normale Mama-Stress, kann man fast vielleicht nicht sagen, aber der Mama-Stress auf und wo beginnt es klinisch zu werden? Also wo man wirklich aufpassen muss, vielleicht auch ein Therapeut her muss, wo wirklich ein Einschnitt passieren muss.

(Eve Breitrück)

Im Wochenbett ist es so, dass ja die ersten zwei, drei Wochen, die Frauen ja mehr weinen wegen den Hormonen und natürlich auch Schlafmangel, noch Schmerzen und das beruhigt sich aber. Sollte sich das nicht beruhigen, dann gibt es ein Fragebogen, das auf der Webseite www.postpartaldepressionen.ch gibt es einen Fragebogen, den man dann der Frau gibt. Das kann man online machen, gibt es auch in verschiedenen Sprachen und das empfiehlt man den Frauen, dass sie das alle paar Wochen wiederholen und da wird aufgezeigt, wie geht es der Frau jetzt in den letzten sieben Tagen und dann sehen sie, geht es mir besser, weil sonst verschwimmt alles.

Oder geht es mir schlechter und wenn man sieht, dass es in diese Richtung geht, dann ist es gut, sich einmal für die Familie, also Spitex, Haushaltshilfe zu suchen und aber dann auch zu einer Fachperson zu gehen, erstmal zum Gynäkologen, da gibt es eine Verordnung und dann geht man zur Psychotherapie und das ist manchmal auch nur ein Gespräch, was man braucht, dass man wie sagt, wo kann ich mich abgrenzen, dass ich schaue, einmal am Tag für eine halbe Stunde mache ich nur etwas nur für mich, also kleine Schritte und dann wenn man merkt, es ist mehr, dann gibt es klar, gibt es dann Medikamente, was verordnet werden kann und im schwersten Fall natürlich werden die Frauen auch stationär aufgenommen. Die brauchen dann wirklich eine Rundum-Unterstützung, weil denen geht es überhaupt nicht gut.

(Jennifer)

Ich mag es mir kaum vorstellen, wie sich das anfühlen muss und kann allen Frauen da draußen einfach nur den Mut zusprechen, wie genial sie es machen, dass sie sich zugestehen und die Hilfe zu holen, weil für euch ist es so wichtig für die Zukunft, in Folge 3 werde ich euch da noch ein paar wissenschaftliche Insights bringen, warum ihr unbedingt Hilfe holen müsst, weil das langfristig für euch und für eure ganze Familie, eure Kinder nicht gesund ist. Ein wichtiger Punkt, der mir aber jetzt gerade noch gekommen ist im Gespräch, sich selbst die Zeit holen, sich das einzugestehen.

Ja, man braucht halt auch einen Partner dafür oder die Einsicht des Partners, die Einsicht des Papas oder in dem Familienkonstrukt, in dem man lebt, das der Mama oder was auch immer. Was passiert, wenn man da auf taube Ohren stößt, also wenn der die Verzweiflung nicht sieht, wenn einfach da niemand da ist, der einem hört?

Es ist so, dass der Partner klar eine Stütze ist, in vielen Fällen, aber eben manchmal nicht. Und bei Depressionen, das ist natürlich eine Hilflosigkeit des Partners, dass er sagt, ich kann da ja gar nichts machen. Und klar ist es wichtig, das hat man ja schon, bevor man Kinder bekommt, hat man, baut man sich eine Partnerschaft auf und jeder hat so seine.

Was macht man? Wer geht einkaufen? Wer wäscht Wäsche?

Wer bringt den Müll weg? Und man hat das schon so ein System. Klar, wenn das alles die Frau macht, ist es zum Glück heutzutage ja nicht mehr so, dass das Haushalt die Frauensache ist und Männer gehen arbeiten und Frauen auch arbeiten, sondern heute ist es wirklich so, dass es aufgeteilt ist.

Und das sollte im Wochenbett auch so sein und auch danach. Es ist manchmal so, dass die Frauen sagen, komm, das mache ich jetzt, du gehst ja arbeiten, das mache ich jetzt noch und das mache ich jetzt noch und das, was du vorher gemacht hast, mache ich jetzt auch noch. Und das ist ungesund tatsächlich.

Wir sollen weiterhin jeder seine Aufgaben machen und die Kinderbetreuung aber teilen. Und das ist erlebe ich manchmal im Wochenbett auch. Ja, mach du das mal lieber.

Ich kann das nicht so gut. Oder wenn das Kind schreit, dann heißt es, oh, er hat Hunger. Und dann ist es aber nur eine Unsicherheit, weil er glaubt, ich kann das Kind nicht beruhigen.

Und da ist es wichtig, dass die Frauen sagen, komm, probiere es aus und das geht schon. Und das versuche ich auch den Eltern mitzugeben, dass sie das beide können, jeder auf seine Weise. Die Mutter macht es so und der Vater macht es so.

Und die machen es beide richtig.

(Jennifer)

Ja, das ist noch mega schwer zu sagen. Oder anzuerkennen als Mama dann. Weil man sagt, ich hatte den doch jetzt zehn Monate in meinem Körper und ich spüre das, was das Kind braucht.

Und dann zu sehen, der andere macht es halt auf seine Weise.

Und zu vertrauen. Ja, genau, zu vertrauen. Und die Väter haben den Vaterinstikt.

(Jennifer)

Haben sie den?

(Eve Breitrück)

Den haben sie. Den haben sie. Auf eine andere Art und Weise, aber sie haben ihn.

Klar, wir würden, wenn wir jetzt beobachten, wir würden es anders machen. Aber es ist stimmig. Und für das Kind ist es mega gut.

Man sieht es ja auch, wenn sie dann heranwachsen. Väter spielen auch mit den Kindern ganz anders, als wir es Mütters machen. Und es ist auch gut so.

(Jennifer)

Ja, ich glaube, es ist auch so ein, Mamas heben Mamas hoch. Und wie wichtig die Mamas sind? Absolut. Das sind wir. Aber Papas sind eben genauso wichtig. Und du hast es vorher auch angesprochen. Es gibt auch postpartale Depressionen bei Vätern. Ja. Das ist auch Thema.

Und gerade, wenn man heute sagt, Väter sollen sich mehr beschäftigen, bei Haushalt oder einfach bei den ganzen Care-Themen zu Hause, bei dem ganzen Familienkonstrukt, muss man einfach auch mal anerkennen, dass es für sie auch eine gesellschaftliche Belastung ist. Weil draußen in der Wirtschaft wird es noch gar nicht angesehen, dass der Teil der Väter aktiv sein darf. Und ja, also auch mal ein Shoutout an die Männer da draußen, die ihre Frauen stützen und versuchen, so viel wie möglich da zu sein.

Auch das zollt Tribut und darf anerkannt werden. Hattest du schon mal auch, dass du gemerkt hast, oh hier hat eher der Papa Probleme als die Mama? Ja.

Ist es schwerer anzusprechen?

(Eve Breitrück)

Dadurch, dass ich ganz offen bin, muss ich ehrlich sagen, sind die Männer mir gegenüber meistens auch offen. Also sie sind dann ganz ehrlich. Also ich spreche dieses Thema eben, wenn Babys schreien auch an.

Weil das Schreien für die Männer ja sehr bewegend sein können, weil sie können ja nicht die Brust geben. Sie müssen das Kind ja wie anders beruhigen. Und da kommen sie schon an ihre Grenzen.

Und zu erkennen, wo ist meine Grenze? Wo gebe ich dann wieder den Kleinen der Mama ab und sage, ich brauche jetzt mal eine Pause. Das erlebe ich schon.

Und die Männer, die sind wirklich, die sind offen und reden mit mir. Und auch tatsächlich, nach Wochen hat der Mann sich nochmal, also der Vater sich nochmal gemeldet und hat auch gesagt, es wird nicht besser. Ich gefühle, es wird eher schlimmer.

Und wir haben dann für ihn, oder er hat sich dann Hilfe geholt. Und das ist mega gut. Also wenn man erkennt, weil das Schreien, das geht ja richtig ins Gehirn.

Und klar macht man da Oropax rein oder macht einen Kopfhörer auf und hört Musik und begleitet das Kind beim Schreien. Und wenn man wie akzeptiert, das Schreien ist ja wie, es will mit mir reden, aber ich verstehe natürlich nicht, was es möchte. Das belastet.

Und die fehlen noch mehr.

(Jennifer)

Nehmen die das Schreien anders wahr?

(Eve Breitrück)

Ich glaube schon. Also ich weiß es nicht, aber ich glaube schon. Also man merkt das auch, dass sie dann eben schnell dazukommen und sagen, oh, er hat Hunger oder das Baby hat Hunger oder die Tochter hat Hunger und geben schneller ab.

Sie wollen es schneller lösen, hast du das Gefühl? Ja, genau. Sie wollen natürlich auch nichts falsch machen.

(Jennifer)

Hast du das Gefühl, weißt du, sind Symptome bei Männern in der postpartalen Depression anders?

(Eve Breitrück)

Also sie ziehen sich natürlich noch mehr zurück. Sie wollen natürlich 100% oder 120% auf Arbeit geben und das Gleiche wollen sie zu Hause auch machen. Da sind sie liebevolle Väter und ein guter Partner und man sieht es lange nicht.

Sie sagen auch, ich habe kein Problem. Also da kommt es tatsächlich so, die Frauen berichten, dass sie auch eher einen Schlafmangel haben, dass sie unruhiger sind, dass sie auch weniger das Kind halten wollen.

(Jennifer)

Sich aus der Situation rausfinden.

Ja, genau. Also es ist noch nicht richtig erprobt.

(Jennifer)

Ja, ich glaube, wahrscheinlich gibt es keine Studienlagen dazu.

(Eve Breitrück)

Ich habe nichts Passendes gefunden.

(Jennifer)

In 50 Jahren kann man bestimmt mal die ersten Studien so schnell weitermachen in der Gesellschaft, wie wir momentan dran sind. Also nicht schnell genug für mich. Aber nochmal zurück zu dem Thema, wenn der Partner dich einfach nicht sieht als Mama.

Dein Mann empfindet es nicht so. Dein Mann empfindet, dass du für einige Mehrheit mit den Careteam verantwortlich bist. Du bist aber am Limit.

Wie kann ich da das Gespräch suchen? Wie kann ich für mich eine Lösung finden?

(Eve Breitrück)

Ich glaube, wenn das der Fall ist, würde ich mir von außen Hilfe holen. Und dadurch, wie du, also wenn du dir Hilfe geholt hast, dann veränderst du ja deine Herangehensweise und wirst auch direkter sagen, das übernimmst du jetzt bitte. Und ich glaube, das spiegelt sich dann.

Weil ich glaube nicht, dass du mit Worten oder mit Weinen oder wie auch immer die Frauen das dann machen, dass du an ihn herankommst, weil das ist natürlich eine Schutzreaktion. Wenn er sagt, nein, das hast du nicht und ich mache da schon so viel. Das ist schwierig.

Ich glaube, da ist es wichtig, dann sich von außen Hilfe zu holen.

(Jennifer)

Das ist noch als kleine Referenz zu Folge 1, als ich euch von meiner Postkarte erzählt habe, wer Folge 1 gehört hat, auf der eben sinngemäß stand, hey, eigentlich hast du alleine das Zepter in der Hand. Genau darum geht es wieder, liebe Mama da draußen. Du bist für dich verantwortlich.

Du kannst es heute ändern, aber einfach auch nur du kannst es heute ändern, egal wie dein Familienkonstrukt aufgestellt ist. Greif zum Telefon, ruf deine Freundin an, erzähl ihr von deinen Sorgen. Geh auf meine Website, hol dir das Erste-Hilfe-Workbook, lad es dir runter, mach die erste Übung, komm wieder bei dir an, denn du kannst von heute an was ändern und zwar für dein ganzes Leben.

Und das ist super wichtig, wenn man sieht, was Unterstützung dann ausmacht letztendlich von Müttern, die mit depressiven Phasen in ihrem Leben schon mal zu tun hatten, damit zu kämpfen hatten. Ich sehe es ja an mir, heute vor einem Jahr, säße ich nicht hier und könnte mit dir dieses Gespräch führen. Ich hätte dazu keine Energie gehabt, keinen Kopf gehabt.

Was ist denn dein wichtigster Rat an die Mamas da draußen?

(Eve Breitrück)

Sag mal vor Geburt. Ich glaube, es ist wichtig, dass man für sich sorgt, also für sich selbst, dass man neben der Arbeit seine Hobbys hat, seinen Freundeskreis hat und aber auch Möglichkeiten der Entspannung, sich aus dem Alltag mal rauszunehmen und mal alle vier von sich zu strecken, weil das braucht man dann, wenn man dann Mutter geworden ist, braucht man dieses Setting schon. Also dass man wie weiß, mal zu sagen, heute mache ich mal den Haushalt nicht.

Es muss nicht alles geputzt sein zum Beispiel.

(Jennifer)

Und das ist ja auch das Ding, Mama sein verändert und man kann viel in seiner Persönlichkeit tun in dem Moment, wenn man auch merkt, was einen triggert. Und das ist ganz schön harte Anerkennung, was man da leisten muss, aber eine coole Anerkennung, wenn man sich als Mensch weiterentwickeln kann in dem Moment. Wenn es einen Satz gibt, den du der Mama in der totalen Depression gerade, die sich nicht spürt, nicht findet, einen Satz, den du ihr mitgeben kannst, welcher wäre das zum Abschluss?

(Eve Breitürck)

Ja, ich würde nicht so weitermachen wollen, sondern ich würde mir Hilfe holen, weil auf kurz oder lang ist es für einen selbst wichtig, da rauszukommen, aber auch für unsere Kinder, weil die spüren das natürlich auch.

(Jennifer)

Ich glaube, das ist das Wichtigste, dass man einfach weiß, man macht es nicht nur für sich selbst, das ist das Wichtigste, aber auch für alles drum herum. Und ich glaube zum Abschluss auch noch ein Coaching-Gedanke von mir zum Mitnehmen. Wenn du gerade dich komplett unter Wasser fühlst und es dir nicht gut geht, hätte ich gerne eine Frage, die du dir selbst beantwortest.

Und das ist, was passiert, wenn du so weitermachst wie bisher? Und was würde dann passieren? 

Hey, das war eine emotionale Folge für mich.

Meine liebe Hebamme Eve war bei mir. Vielen, vielen Dank für dieses wichtige und ehrliche Gespräch, Eve. Ich hoffe, dir hat es genauso viel Spaß gemacht wie mir.

(Eve Breitrück) Ja, vielen herzlichen Dank. 

(Jennifer)

Super, ich habe jetzt noch ein cooles Ding zum Abschluss und zwar unsere Pink-Happiness-Rubrik. Und zwar schickt ihr mir ja da immer eure pinken Momente, wo ihr total untergegangen seid, aber wo ihr für euch einfach einen Weg gefunden habt, da durchzukommen.

Und zwar hat mir die Ayla geschrieben, 29, Mama von einem Wirbelwind, der drei ist. Letzte Woche war so ein Tag, an dem nichts ging. Mein Sohn wollte weder Hose noch Frühstück, aber dafür wollte er die Welt auseinandernehmen.

Kommt mir bekannt vor. Ich war müde, überreizt und komplett durch. Von selbst gehört keine Spur.

Ich konnte ihn ja nicht mal einfach alleine lassen. Also habe ich mir meine Kopfhörer geschnappt, nur ein AirPod ins Ohr gesteckt und während ich mit ihm Bausteine gestapelt habe, so ein bisschen heimlich Beyoncé hören können. Ganz leise, ganz für mich.

Hat es mich gerettet? Wahrscheinlich nicht, aber in dem Moment habe ich mich gefühlt wie nicht nur Mama, sondern auch wie ein bisschen Ayla. Genau das sind die pinken Momente, für die ich lebe.

Sie hat erkannt, sie braucht noch eine andere Stimulanz als vielleicht nur ihren Dreijährigen, hat sich was reingetan an Musik, die ihr wieder ein bisschen positives Gefühl gegeben hat. So, meine lieben Flamingo-Mamas da draußen, ich hoffe euch hat die Folge genauso viel Spaß gemacht wie mir. Denkt bitte dran, ihr könnt jederzeit was ändern und ich höre euch nächstes Mal wieder mit einer wichtigen Folge, in der ich mal die Wissenschaft frage, was die denn zur mentalen Gesundheit von Müttern sagt.

Macht's gut und bleibt pink, eure Jenny.